Wechselnde Perspektiven in falschen Übersetzung

2008
Live Brits II programme

A lecture presentation at Hebbel-am-Ufer (Berlin), in which speaking in both German and English was used as an illustration of the ideas of (mis-)translation and cultural identity within Rajni's work.

Ich moechte zuerst eine eher seltsame Situation beschreiben. Mein Name ist Rajni Shah und ich kann nicht Deutsch sprechen - zumindest nur sehr wenig. Ich habe deshalb keine Ahnung was ich Euch erzaehle. Ich hoffe aber, Ihr versteht mich.

So, ich sollte zuerst mit ein wenig Hintergrunginformation beginnen. Es ist der 10te. Juni. Ich schreibe den ersten Teil meines Textes in Englisch, und morgen werde ich den an meinen Freund Bernd schicken, der ihn ins Deutsche uebersetzten wird. Danach werde ich nich in der Lage sein, Veraenderungen vorzunehmen, da ich nichts verstehen werde. Ich werde ihm vertrauen, wahrheitsgetreu zu uebersetzten. Natuerlich werden viele Elemente in der Uebersetzungen verloren gehen, andere werden aber dazugewonnen. Danach werden ich den zweiten Teil meines Vortrages in Englisch schreiben. Diejenigen unter Euch, die beide Sprachen sprechen, haben natuerlich einen Vorteil. Das macht aber nichts, da jede Person eine andere Interpretation haben wird, egal welche Sprache ihr sprecht, Genau das ist eines meiner grundlegenden Prinzipien als performance-Macher. Wie ein Denkmal, oder irgendein Platz (zum Beispiel ein Feld oder ein Fluss), meine Performance bietet Freiraum fuer Zusammenkunft. Durch das eintreten in diese Freiraeume, Menschen bringen ihre eigene Identitaet, ihre eigenen Ideen, ihre eigenen Geschichten und ihre eigene Landeskunde. Deshalb sind diese Worte jetzt schon eine Mischung meiner Gedanken, Bernd’s Uebersetzung und meiner entsetzlichen Aussprache.

Heute abend kommen dann noch euer Zuhoeren und eure Interpretation dazu. Jeder einzelne unter uns wird von diesem Vortrag mitnehmen was ihm oder Ihr wichtig erscheint. Das schliesst mich ein. Nichts soll fest sein. Also, los geht’s…

I would like to explain a rather strange situation. My name is Rajni Shah and I do not speak German. Or at least, I speak very little German. So I do not understand what I’m saying. I hope you do.

So now I shall begin with a little background. It is June 10th. I am writing this first bit of text in English, and tomorrow I shall send it to my friend Bernd, who will translate it into German. Then he will send it back to me. After that, I will be unable to change it because I won’t understand it. I will trust that he has translated it accurately, but of course many elements will be lost in translation, and some will be gained. Then I will write the second half of the talk, which will be in English. Those of you who are bilingual will have a kind of advantage. But this does not matter, because no matter what languages you speak I am sure that each person will interpret this differently. And this is one of my basic principles as a performance-maker – that, like a monument or a location (for example, a field, a stream), my performances provide a space for gathering; and coming into them people bring their own identities, their own ideas, their own histories and their own geographies. So these words are already a mix of my thoughts, of Bernd’s translation, and of my poor pronunciation.

This evening we shall add your listening and your interpretation. Each of us will take what we need from this talk, including me. Nothing shall be fixed. So here we go…